und, wie sind die Leute da so?

Kulturstandards werden in der Wissenschaft definiert als „Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns, die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich und andere als normal, typisch und verbindlich angesehen werden. Verhaltensweisen, die sich außerhalb der bereichsspezifischen Grenzen bewegen, werden von der sozialen Umwelt abgelehnt und sanktioniert“. In der Praxis würde man sich mit Fragen wie „und, wie sind die Leute da so?“ oder „was ist denn da so typisch?“ dieser Frage annähern. Und es stellt sich dann die weitere Frage, ob es sich hierbei um Klischees handelt oder Vorurteile. Und hier befinden wir uns schon, in der schwierigen Abgrenzung zwischen Theorie und Praxis.

Klischees und Vorurteile

Einfacher ist ein Klischee festzustellen: Fragt man einen Amerikaner nach seiner Vorstellung einer typisch deutschen Frau, dann stellen sie sich eine blonde Heidi Klum mit Zöpfen vor, die im Dirndl in einer Almhütte den ganzen Tag Bier trinkt und dazu fröhlich jodelt. Zu Mittag gibt es Weißwürstl und Senf, und am Abend quält sich der Deutsche zwischen 100 verschiedenen Brotsorten und seinem Feierabendbier. Wir und Sie wissen es, dies hat mir der Realität wenig zu tun. Gekennzeichnet ist dieses Vorurteil vor allem damit, dass diese eine Außenbetrachtung auf einen Kulturkreis ist und oft mit einer Geringschätzung oder gar Lächerlichmachung einher geht.
Hingegen die Kulturstandards eine eigene Bewertung sind und die Kulturidentität beschreiben von aus diesem Kulturkreis über die Umschreibung der eigenen Kulturidentität ist. Und diese Kulturstandards beschreiben die typischsten Eigenschaft dieser Kulturgruppe. Und was ist typsich deutsch? Käme ich jetzt mit Weisskraut und dem deutschen Schäferhund an, dann wüssten Sie, ich nutze die Welle der Klischees und Vorurteile.

Mit Deutschen arbeiten

Zurück zu der Frage. Was müssen Sie wissen, wenn Sie mit Deutschen arbeiten? Nun, der Deutsche per se beschäftigt sich lieber mit Sachverhalten als mit Personen, da er lieber Informationen verarbeitet, als sich Gedanken zu machen über die Beziehungsebene. Er liebt ein Regelwerk, da Strukturen und Pläne Risiken minimieren sollen. Für alles gibt es eine Regelung, denn „Ordnung muss sein!“ Außerdem ist logisches und abstraktes Denken sein Spezialgebiet, da vernünftiges Verhalten belohnt wird - und ein allzu emotionales Verhalten eher verachtet wird. Daher ist die Kommunikation eher auf ein Ja oder Nein fokussiert, mit einem „Jein“ macht sich niemand in Deutschland beliebt. Sein Kommunikationsstil ist eher wahrhaftig und ehrlich, und es ist okay, etwas Unschönes bzw. Unbequemes zu sagen, wenn es der Wahrheit entspricht.

 

Der Umgang mit Kritik

In Deutschland herrscht eine Fehlerkultur, so dass ungeschönt jeder Fehler in Detail aufgezählt wird. Der Umgang mit der Zeit ist ganz klar linear, dass bedeutet, der Deutsche durchlebt seine Zeit in einem einmaligen Zeitverlauf: wenn dieser verlaufen ist, dann ist die Zeit unwiederbringlich verloren, daher ist sie ihm sehr kostbar. Ein Aufschieben oder unnützes Verstreichen der Zeit wird verachtet, „carpe diem“ statt „Tu-nicht-gut“ ist angesagt. Die Lebensbereiche werden in verschiedene Bereiche unterglieder und teilweise streng voneinander getrennt, z.B Privatbereich und Berufsbereich. Die unterschiedlichen Rollen sind schwer in Einklang zu bringen. Daher würde in der Regel ein deutscher Vorgesetzter zu seiner Hochzeit nicht unbedingt die Kollegen einladen. In anderen Kulturen, wie z.B. der türkischen, wäre dies garantiert.

Aber wozu sollte dies eine Führungsperson wissen?

Dies kann entscheidend sein, wenn Teams neu gebildet werden und einige Konstellationen von Anfang an unterschiedlich oder gar unverträglich miteinander korrelieren. Diese Bereich muss der Teamleader mit konkreten Maßnahmen entschärfen und von vorne herein die Kulturen sensibilisieren. So bedarf es der Hilfe, wenn der Deutsche einen spanischen Kollegen bekommt, der z.B. seine gesamte Kraft auf die Herstellung einer intakten Beziehungsebene verwendet, aber den Austausch über Sachverhalte vernachlässigt. Genauso herausfordernd ist es, wenn der Deutsche die Fehler seines türkischen Kollegen thematisiert und es gut meint, aber jener auf ihn zornig reagiert, da er sich vorgeführt und lächerlich gemacht fühlt. Hingegen hätte ein deutscher Kollege ihm gedankt für den Hinweis auf die Fehler.

Sie sehen, Fehler sind vorprogrammiert – und es ist dann Aufgabe der Führungsperson, in jenen Bereichen vorzusorgen. Ebenso wichtig ist dies, wenn die unterschiedlichen Mitarbeiter sich einer Aufgabe stellen. Während der eine seinen Schwerpunkt auf die Vorbereitung und Planung der eigentlichen Aufgabe setzt, wird vielleicht ein anderer sofort sich zur Lösungsfindung begeben, ohne jegliche Vorbereitung.

Literaturtipps:

Deutsche Kulturstandards contra Klischees